Donnerstag, 25. Februar 2010

Wie überwindet man den eigenen Tellerrand?

Zugegebener Maßen eine schwierige Aufgabe. Es tobt der Hartz IV Bär und jeder sieht nur sich. Eine durchaus menschliche Vorgehensweise. Dennoch denke ich, dass gerade die Politik eine Gesellschaft im Ganzen betrachten sollte und nicht nur die eigene Wählerschaft. Schließlich werden Politiker ja entsprechend bezahlt. Aber leider ist dies wohl zu viel verlangt.
Hartz IV ist nicht das Problem. Eher der vielzitierte Ausdruck "Solidargemeinschaft" oder "solidarisches System". Eine Lüge? Eine Wunschvorstellung? Was heißt eigentlich "solidarisch"? 1.füreinander einstehend, fest verbunden, 2.gemeinsam verbunden, geschlossen, 3.einig, übereinstimmend (frz. solidaire "miteinander verbunden, füreinander haftend", lat. solidus "echt, ganz und gar"). Eines dürfte jedem klar sein: dies funktioniert nur bei gegenseitigem Handeln. Mit anderen Worten: beide Protagonisten müssen sich solidarisch verhalten, wenn dieses Prinzip funktionieren soll. Und genau dies funktioniert nicht. Gegen "Solidarität" tritt die "Bestandssicherung". Und dafür geht man über die "Leichen" der solidarischen Partner.
Es gibt Menschen, die gerne von Hartz IV leben und lieber nichts tun. Es gibt aber auch Menschen, die alles versuchen aus Hartz IV herauszukommen und keine Arbeit finden. Und es gibt die Menschen, die nicht mehr die Kraft haben, ohne Hilfe aus Hartz IV herauszukommen und die allein gelassen werden. Doch das ist längst nicht alles.
Es gibt die gutverdienenden Angestellten und Facharbeiter, die glauben, wenn sie ihren Job verlieren, wird ihnen geholfen. Ein Irrglaube! Haben sie alles richtig gemacht, gut vorgesorgt, dann hilft dieses System ihnen nur bis zum Ablauf des Arbeitslosengeldes 1. Danach sind sie in der Regel nicht Hartz IV berechtigt und die Jobcenter sind nicht für sie zuständig. Damit sind sie allein. Sie müssen alleine eine neue Anstellung finden, sie müssen alleine die Krankenkassenbeiträge bezahlen und auch alleine ihre Mieten und Nebenkosten. Solidarisch?
Die Selbstständigen. Oh, ihrer gibt es nur ca. 2,5 Mio. Kaum der Rede wert. Und doch blutet man die meisten von ihnen gerade aus. Aber was macht das schon, wenn sie ganz verschwinden? Ich muss jetzt zwar verdammt weit laufen, um gutes frisches Obst und frisches Gemüse zu bekommen. Und frische Schrippen wird es wohl in einem Monat auch nicht mehr geben. Und der kleine Gemischtwarenladen gibt auch auf. Da bleibt wohl nur der Supermarkt. Dreißig Minuten Fußweg. Solidarisch?
Den eigenen Tellerrand überwinden, heißt solidarisch sein. Denn nur dann ist es möglich. Wenn man nicht die Gesamtheit einer Gesellschaft sieht, ist man auf einem Auge blind. Unsere Gesellschaft damit in Gefahr. Die gesellschaftlichen Misstände des 19.Jahrhunderts drohen zurückzukommen. Aber vielleicht muss das so sein. Und vielleicht haben wir das auch verdient. Denn wir sind ja schuld daran.
Es gibt eine Textzeile der Söhne Mannheims: "Der Mensch lernt nur, wenn er Scheiße frist...".
In diesem Sinne
BAB
Manu

Freitag, 19. Februar 2010

An alle kleinen Selbstständigen in Deutschland!

Eigentlich kann ich es nicht fassen. Heute bekam ich eine EMail vom WDR. Es war schon irre, eine nicht vorgefertigte Mail zu bekommen, sondern tatsächlich eine persönliche. Aber das, was da stand, hat mich...umgehauen? Nein, nicht das richtige Wort. Besser...entsetzt!
Mein Fall ist leider zu speziell, aber Ihr, mit Euren kleinen Läden und Minifirmen, die Ihr bis zum Letzten kämpfen müsst, um zu überleben: Warum redet Ihr nicht mit diesen Leuten? Warum erzählt Ihr ihnen nicht Eure Geschichten? Niemand will mit ihnen reden.
Mailt Eure Geschichten an: www.gerechterlohn@wdr.de, Ihr wollt doch, das sich endlich etwas ändert. Eine Antwort werdet Ihr auf jeden Fall bekommen. Und vielleicht gibt es einen kleinen, winzigen Knall. Nichts tun und den Kopf in den Sand stecken, ändert auch nichts. Und ist es wirklich soviel besser, in die Insolvenz und dann in Hartz IV zu gehen? Bewegt Euch endlich!
BAB
Manu

Freitag, 12. Februar 2010

"Yo no lo veo tan negro"

Der wohl schönste Satz, den ich seit langem lesen durfte. Warum? ¿Por qué? Erstens: Mein Spanisch lernen trägt endlich Früchte und ich kann diesen Satz problemlos übersetzen. Zweitens: Diesen Satz sprach Marko Banic, Spieler der Bizkaia Bilbao Baskets. In der spanischen Liga stehen sie auf dem vorletzten Abstiegsplatz. Und wenn man dann noch sagt: "Ich sehe es nicht so schwarz", ist das "Positives Denken" pur. Man kommt nicht umhin, ihnen jetzt die Daumen zu drücken, das sie es schaffen mögen, aus den Abstiegsrängen herauszukommen.
Und das jeder von uns ab und zu mal sagt: "Yo no lo veo tan negro!"
BAB
Manu

Sonntag, 7. Februar 2010

"Der Baader Meinhof Komplex" - Ein Film, der nachdenklich macht.

Endlich bin ich dazu gekommen, mir diesen Film anzuschauen. Die Darstellung von Gewalt, wie sie abscheulicher nicht sein kann. Von beiden Seiten. Junge Menschen, die im Mord ein probates Mittel sehen, um einen Staat gerechter zu formen und einen Staat, der extrem neofaschistische Züge an den Tag legt und dies als Demokratie verkauft. Beides verabscheuungswürdig!
Für mich ist diese RAF eine Gruppe, die vor allem eines verursacht hat: das gesellschaftliche Schweigen zu durchbrechen. Man stellt den Staat in Frage. Man prangert Ungerechtigkeiten an. In dieser Zeit wurde in Deutschland über diese Dinge diskutiert. Man sah nicht nur die Ungerechtigkeiten, die einen selber betrafen, sondern auch die des Nächsten und Übernächsten. Heute sieht jeder nur seinen eigenen kleinen beschränkten Umkreis und nicht mehr das Ganze.
Beispiel:
Seit Wochen diskutiert die Presse mit der Gesellschaft über ein armes Würstchen namens "Arno Dübel". Dieser Mensch ist seit 36 Jahren arbeitslos und lebt von "den Steuerzahlern", also der Gesellschaft. Man prangert an, das er der Gesellschaft insgesamt 300 000 Euro gekostet habe. Nun ja, eine Menge Geld. Das macht pro Jahr rund 8334 Euro. Darüber empören sich hunderte von befragten Bürgern. Doch über das "Schwarze Buch", jährlich herausgegeben vom Bund der Steuerzahler, spricht man bestenfalls ein paar Minuten. Befragungen spart man sich da. Zu lesen ist in diesem Buch aber wahrlich Interessantes: Politiker verschwenden jedes Jahr für unsinnige Projekte, wie Treppen, die ins Nichts führen oder hässliche Kunstwerke, rund 50 Milliarden Euro Steuergelder. Macht in 36 Jahren rund 1800 Milliarden Euro. Wer schadet den Steuerzahler und damit die Gesellschaft wohl mehr? Doch die Gesellschaft schweigt.
Beispiel:
Ver.di und damit Herr Bsirske, fordern vollmundig 5 % mehr für den öffentlichen Dienst, denn "Gute Arbeit muss auch gut bezahlt werden." Ja wohl! Ich stimme hundertProzent zu. Aber...werter Herr Bsirske. Fragen Sie doch mal Ihren Lieblingsbäcker, der Ihnen jeden Morgen wunderbare Brötchen backt. Oder den Obst- und Gemüseladeninhaber, wo Ihre Gattin Sie mit frischem Obst und Gemüse versorgt. Fragen Sie ihn nach seinem "Nettostundenlohn". Was bleibt ihm? Nach Abzug von Einkommenssteuer, Gewerbesteuer, Gewerbemiete, Kassenbeitrag, Berufsgenossenschaftsbeitrag und, und und! Ist seine Arbeit denn soviel schlechter, als die des öffentlichen Dienstes? Doch die Gesellschaft schweigt.
Beispiel:
Die ewige Diskussion, ob man Hartz IV Empfängern Gelder, die für ihre Kinder bestimmt sind, auszahlen sollte oder nicht. Sie könnten diese Gelder ja in Alkohol oder Tabak umsetzen. Das Kindergeld wird sowieso voll auf Hartz IV angerechnet. Übrigens sollte man eines nicht vergessen: Kindergeld wird Einkommensunabhängig bezahlt. Selbst unsere geschätzten Multimillionäre, die ihr Geld lieber in der Schweiz bunkern, statt Steuern zu bezahlen, kommen in den Genuss dieses Geldes. Alles Abstinenzler? Alles Nichtraucher? Die Frage kommt wohl nicht auf, weil das monatliche Kindergeld wohl nicht mal für einen Fingerhut voll von deren Champus reichen würde. Aber wozu dann das Kindergeld? Hartz IV Empfänger müssen sich aber von der Gesellschaft für einen lächerlichen Almosen an den Alkohol- und Tabakpranger stellen lassen. Gerecht? Die Gesellschaft schweigt.
Man kann es drehen und wenden, wie man will: So verachtenswert die Mittel waren, die RAF hat die Gesellschaft zum Denken genötigt. Sie haben die Gesellschaft zum Reden genötigt. Jetzt herrscht nur noch dort Redebedarf, wo man selber betroffen ist. Der Rest ist Schweigen.
Wer den Mund aufmacht, soll gehen. Doch Schweigen ist mindestens so gefährlich, wie die Gewalt. Denn Schweigen ist oft die Ursache für Gewalt. Und Schuld ist dann die Gesellschaft.
BAB

Manu