Montag, 18. Juli 2011

Stipendium statt Uni - Fachkräfte aus dem Ausland - Kommentar bei Welt Online

Da war es wieder. Ich wollte "Krankenschwestern" schreiben - dann wäre der Gebrauch von "werden" (Plural) korrekt. Doch was schreibe ich? "Krankenpflegepersonal".Korrekt wäre also "wird"(Singular). Oh, Göpie, ich weiß: Jeder meiner Deutschlehrer warf mir "Eiligkeit" vor. Flüchtigkeitsfehler!
Zurück zum Thema! In Deutschland herrscht ein Akademisierungswahn, der ausufert. Schuld daran sind Personalchefs, die meist eine gewisse Zeit in den USA verbracht haben und dieses System -Akademisierung- hierher brachten. Das jetzt ausgerechnet ein deutschstämmiger Amerikaner sich hinstellt und sagt: "Du bekommst ein 100 000,-$ Stipendium, darfst aber nicht studieren." muss für diese Leute ein echter Schlag ins Kontor sein. Frühere Studenten, vor mindestens 60 Jahren, waren wesentlich "denkflexibler", als wir es waren. Dafür waren wir (bis auf meine Person) durchstrukturiert. Genau das ist es auch, was mein Psychologie Professor meinte, wenn er sagte, vergesst nach dem Diplom alles, was ihr hier gelernt habt. Strukturen sind nämlich nicht immer von Vorteil. Vor allem dann nicht, wenn man es mit Menschen zu tun hat und nicht mit irgendwelchen Maschinen. Maschinen sind strukturiert. Menschen aber sind Individuen und meistens unstrukturiert. Anstatt in den Gesteswissenschaften "die Flexibilität des Denkens" zu lernen, lernen wir, wie man ein Beratungsgespräch strukturiert. Strukturiertes Coaching, NLP und der ganze Mist. Dumm nur, wenn das Gegenüber nicht mitmacht! Und unsere bürokratischen Strukturen sind das Beste Beispiel für diese Idiotie! Heute soll jeder einen Hochschulabschluss machen. Nicht nur in den typischen Akademikerberufen (da wäre weniger auch manchmal mehr!), nein auch Krankenpflegepersonal, Mechatroniker und vielleicht auch Dachdecker, sollen Universitäten besuchen! Wahnsinn!
Die Bundesagentur für Arbeit wirbt jetzt um Fachkräfte aus dem Ausland. In Deutschland aber leben sechs Millionen Menschen von Hartz IV. Die Jobcenter sind zu schlecht und bringen diese Menschen nicht in vernünftige Arbeitsverhältnisse. Aber Deutschland braucht Fachkräfte! Das ist ein Widerspruch! Das nicht jeder zur Krankenschwester geschaffen ist, versteht sich von selbst. Aber es gibt so viele Branchen, in denen es durchaus möglich wäre, auch Menschen mit geringer Bildung in vernünftig bezahlte Jobs zu bringen, wenn man diese Jobs ein wenig mehr den Menschen anpassen und nicht immer höher Bildungsabschlüsse verlangen würde. Die Menschen sollen sich verbiegen und Rollen spielen, die ihnen nicht entsprechen. Es kann nun mal nicht jeder ein Einstein sein. Die Industrie will Hochqualifizierte. Die Jobcenter versagen bei den Niedrigqualifizierten. Die Industrie aber interessiert sich nicht für die Niedrigqualifizierten. Diese werden gnadenlos aussortiert. Dann soll doch die Industrie die Kosten für Hartz IV tragen. Wäre das nicht ausgleichende Gerechtigkeit?
BAB
Manu

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